Der heutige Käuzchenberg wurde ab 1976 neu aufgerebt und steht seit 1981 wieder im Ertrag. Damals ausschließlich Müller-Thurgau und Blauer Portugieser. Heute werden Müller-Thurgau, Weißburgunder, Blauer Portugieser und Dornfelder angebaut. Er wird durch den Verein "Weinberg Zwätzen e.V." bewirtschaftet.
Im Verein sind 17 Weinbauern organisiert. An den Tagen der Lese arbeiten sehr viele Weinfreunde mit, denn die Lese muss so schnell wie möglich beendet werden. Die Lese muss in die Kellerei um den Qualitätsverlust so gering wie möglich zu halten. In der Kelterei nach Bad-Sulza werden die Trauben sofort verarbeitet.
Der Jahresertrag des Käuzchenbergs unterliegt starken Schwankungen. Je nach Wetterlage und Durchschnittstemperatur können in guten Jahren trotz Vorauslese und Bereinigungen bis zu 5,5 Tonnen Trauben geerntet werden. Vier Wochen sehr gutes Wetter im Herbst sind nahezu Garant für einen sehr guten Wein.
Da viele Weinbauern den Weinbau als Hobby betreiben, manche ausschließlich zum Eigenbedarf arbeiten, steht auch bei geringerer Ernteaussicht: Qualität vor Menge. So muss gerade in durchweg regnerischen, kühleren Jahren regelmäßig in Wochenabständen zugunsten guter Trauben weggelesen und ausgeschnitten werden, um die Qualität der verbleibenden Ernte zu sichern.
Die Lage in Jena - Zwätzen
In sehr guter Nord-Süd Ausrichtung gelegen und mit einer Hanglage von ca. 35% können fast alle Sonnenstunden des Tages effektiv zum Wachstum der Weinstöcke und zur Reife der Trauben beitragen.
Bereits die noch nah am Horizont stehende Frühjahrssonne erweckt die Pflanzen zeitig aus ihrer Ruhephase.
Im Sommer werden maximal 17 Sonnenstunden am Tag erreicht, um im Herbst über den Winter auf ungefähr 5 Sonnenstunden wieder abzunehmen.
Durch die Steinterrassen aus Muschelkalk wird nicht nur der Wasserhaushalt der Reben reguliert, sondern auch Sonnenwärme gespeichert. Über Nacht wird diese wieder an die Umgebung und an die Pflanzen abgegeben. Dadurch werden Rebe und Traube in kühlen Herbstnächten vor Kälte geschützt - ein besonderes Mikroklima und eine längere Reifeperiode ist die Folge.
Die Wachstums- und Reifezeit der Reben am Käuzchenberg wird bedingt durch die gute geografische Ausrichtung und Lage, weniger durch die Sonneneinstrahlung - die ist nahezu maximal, sondern ausschließlich durch die natürliche Kälteperiode des Jahres bestimmt.
Der Käuzchenberg 1926 - 2014
In dreijähriger Ar- beit wurde in den Jahren 1926 bis 1928 der "Jenaer Käuzchenberg" als Zwätzener Wein- berg für die Landwirtschaftliche Fakultät der FSU in seiner jetzigen Form angelegt. Ziel dieses Umbaus war es den ursprünglich rein Handarbeitsberg, (=viele, sehr kurze Terrassen) so umzugestalten, dass man mit
handgeführten Arbeitsmaschinen die schwere körperliche Arbeit erleichtern konnte. Während am Weinberg westlich noch bis 1928 gearbeitet wurde, wuchsen an der östlichen Seite bereits die Reben.
Bis 1953 stand der Weinberg als Teil des Lehr- und Versuchsgutes der Universität im Ertrag und lieferte durchschnittlich 12 Tonnen Trauben. Durch die folgende Umstrukturierung in ein VEG mit dem Schwerpunkt Tierzucht, nahm das Interesse am Weinbau stark ab. 1963 wurde der Weinberg schließlich ganz aufgegeben und der untere Teil zu Ackerland. Auf den Terrassen grasten Schafe, die den Weinstöcken den Garaus machten.
1976 wurde das Areal als ehemaliger Weinberg wiederentdeckt, ab 1978 zunächst privat aufgerebt. 1980 gründeten Enthusiasten die Sparte "Weinberg-Zwätzen" des Verbandes der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter. Bis 1984 wurde der Berg mit 5000 Reben in Stand gesetzt. In den folgenden Jahren wurde schließlich das alte Weinberghaus erneut aufgebaut. Der untere Teil des Areals gehörte wieder zum Weinberg, wurde jedoch nicht wieder aufgerebt. Heute befinden sich hier Gartenhäuser mit einem Kleingartenanteil.
Der heutige "Weinberg Zwätzen e.V." ist aus der ehemaligen Sparte des Kleingartenvereins hervorgegangen und betreibt den Zwätzener Weinberg als "Jenaer Käuzchenberg" bis heute.
Weinbau in Jena
Seit mehr als 800 Jahren wird im Raum Jena nachweislich Weinanbau betrieben.
Manche Quellen ver- weisen auf das 12. Jahrhundert. Man kann dies an Hand von Urkunden aus dieser Zeit von ehemaligen Klöstern zurückverfolgen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass auch vorher der Weinbau bekannt war und Dank der guten geografischen Lage Jenas mit Erfolg betrieben wurde.
Eingebettet in das Saaletal und umgeben von Muschelkalk und Buntsandstein mit einer duchschnittlichen Jahrestemperatur von fast 9 Grad Celsius bot Jena schon vor Jahrhunderten gute Voraussetzungen für den Weinbau. Jenaer Wein, damals wie heute ein eher seltenes Handelsgut, wurde oft in nördlichere Regionen, aber auch nach Sachsen und Bayern weit über die Stadtgrenzen hinaus exportiert.
Der regionale Anbau florierte und die Flächen des Weinbaus wuchsen im 14. Jahrhundert bis auf 700 ha an. Vor der Gründung der Universität Jena 1558 stellte der Weinbau wohl den Haupterwerbszweig für Stadt dar.
Neben klösterlichem Wein wurden der Weinanbau ebenfalls vom Adel, den Landrafen, den Lobdeburgern und später zunehmend von Bürgerschaft selbst betrieben. Gerade letzteres beförderte die Stadtentwicklung durch den nun möglichen Eigenerwerb der Bürger.
Der selbst erzeugte Wein durfte nach Stadtrecht privat verkauft, jedoch mit nur wenig Beikost versehen werden, um den Gasthäusern und Schenken in der Stadt nicht zuviel Kundschaft zu nehmen.